In meinem Jahreshoroskop steht ja, dass der Januar mein schlimmster Monat wird…wobei was kann schon wirklich schlimm sein, wenn die Astrologen sagen, dass ein Jupiterjahr für alle ein absolutes Glücksjahr ist? Das ich Glück habe, daran zweifle ich nicht im Geringsten. Aber manchmal muss ich schon darüber lachen, wie sich so manche Sache entwickelt. Deswegen erstaunt es mich auch nicht wirklich, dass die anstrengenden, schlimmen und furchtbaren Sachen nie alleine kommen, sondern immer in Rudeln (liegt wahrscheinlich daran, dass sie zu feige sind, alleine aufzutauchen). Was mich und mein experimentelles Jahr angeht, sehe ich das Ganze nur als Erstverschlimmerung an. Alleine das Wort Erstverschlimmerung amüsiert mich. Ihr kennt das vielleicht aus der Homöopathie. Erstverschlimmerung bedeutet, dass sich während der Behandlung eine Krankheit verschlimmert, und dann erst besser wird. Nina Nell bringt es in ihrem Buch „Euphoria“ auf den Punkt: Wenn man etwas an sich verändert, scheint die Realität manchmal mit einer Art „Erstverschlimmerung“ zu reagieren. Als ich das gelesen habe, musste ich innerlich lachen. All die Jahre habe ich darüber sinniert, warum einem immer so komische Dinge passieren, wenn man doch gerade auf dem besten Weg ist. Ein Beispiel: Ich bin immer freundlich. (wenn ich immer sage, dann meine ich immer). Das hat mittlerweile die Wirkung, dass 99% der Menschen auch zu mir freundlich sind. In ganz seltenen Ausnahmen vergreift sich mal jemand im Ton, aber dafür habe ich Verständnis, wir sind schließlich alle nur Menschen. Und dann eines Tages, du bist grade in Hochstimmung, hast es endlich mal geschafft, dein Auto zur Waschanlage zu fahren und saugst grade die Fußmatten, da grummelt der Kerl im Auto nebenan so wüstes Zeug wie: „Drecksschleuder…macht mein Auto dreckig…brummelgrummel…kann doch aufpassen…“ usw. Du, in deinem jugendlichen Leichtsinn denkst dir nichts dabei. Der Kerl fährt weg, du kletterst mit dem Staubsauger in den Innenbereich, gehst gedankenverloren deiner Tätigkeit nach und auf einmal springst du unter die Decke, weil einer lauthals hupt. Besagter Kerl ist wieder zurückgekommen, steht mit laufendem Motor quer hinter deinem Auto, gestikuliert wie ein Wilder und fährt dann wieder weg. Und du hockst total perplex mit einem Staubsaugerrohr auf deiner Rückbank und denkst nur: „Hä?“
So oder so ähnliche merkwürdige Dinge passieren manchmal. Aber eben nur manchmal und meine normale Reaktion ist einfach nur Irritation. Die Messlatte liegt natürlich deutlich höher, wenn Probleme in Rudeln auftauchen. Zum 31.12 bin ich beispielsweise meinen alten Teilzeit-Job quitt geworden (nicht dass er mir irgendwas bedeutet hätte, aber Geld verdienen und krankenversichert sein bedeutet mir schon ne ganze Menge). Darauf folgte der ganze öde, schwachsinnige Arbeitsamtkrempel, den ich wie die Pest verabscheue. Und dann schneite von heute auf morgen ein neuer Job rein (danke an dieser Stelle an eine liebe Freundin). Für den musste ich mich allerdings erstmal pflichtgemäß neu einkleiden (was echt blöd ist, wenn man sich gerade Sorgen ums Geld macht). Dann wurden mir die Schichten nur so um die Ohren geknallt, ich wurde ins kalte Wasser geschubst, bekam einen Tag vor meinem ersten Einsatz eine dicke fette Erkältung und mein Sohn hatte plötzlich auch noch Schmerzen genau da, wo der Blinddarm sitzt. Ahhhhhhhh!!!! Und als ob das nicht genug wäre, musste ich mit meiner Tochter dringend für die Schule lernen, dauernd klingelte das Telefon, meine Nachbarn veranstalteten eine Möbel-Abbau-Party weil sie ausziehen und die Paketboten klingelten wie immer allesamt bei uns, weil ja sonst keiner da war. Die gute Nachricht ist: Diese Woche habe ich es doch tatsächlich geschafft, auch das lächelnd und frohen Mutes als Erstverschlimmerung anzusehen. Ob ich Panik hatte? Aber sowas von. Ich bin vor meinem ersten Einsatz fast gestorben vor Nervosität. Und die Erkältung hat mich auch nicht grade begeistert…und dennoch. Es hat sich gelohnt am Ort der Freude zu bleiben. Ich hatte wahnsinnig tolle Unterstützung diese Woche. Meine Tochter hat ihre Noten verbessert (ein eindeutiger Fortschritt), ich hab das Trinkgeld meines bisherigen Lebens gemacht, ich fühl‘ mich wohl in meiner Arbeitskluft, der Job lief super, mein Sohn brauchte keine Not-OP und die Erkältung war schneller weg als ich gucken konnte. Alles in allem ein echtes Plus. Und wenn ich die Woche so Revue passieren lasse, werde ich zusätzlich zu der Frage, ob sich Freude positiv auf mein Gewicht auswirkt (weil es erneut 1,2kg weniger sind), noch zwei weitere Fragen in mein Experiment integrieren. 1. Wirkt sich Freude auf meine Finanzen aus und 2. auf meine Gesundheit. Ich fand ja das mit dem Gewicht schon ziemlich revolutionär, aber wenn sich das nun auch auf meinen Geldbeutel und meine Gesundheit ausdehnen lässt, dann wird das ein verdammt geiles Jahr. Ach und noch eine Sache. Bei allem was ich diese Woche so geschafft und geleistet und gewurschtelt habe, hab‘ ich es zu meiner persönlichen Erquickung doch tatsächlich auch hinbekommen, so ganz nebenbei, einen ganzen Roman zu lesen und dann auch noch auf Englisch. Einfach faszinierend. Wüsste nicht, wann ich das letzte Mal eine derartige Energie innerhalb so kurzer Zeit aufgebracht hätte. Bäms Baby, bäms. Bin schon gespannt, was die nächste Woche bringt.
Cheers, eure Kriegerin
„Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut.“
– Eduard Mörike –